Familienbande

In Münster gibt es viele Restaurants, Kneipen und sogar Clubs, die ein StartUp waren, als dieser Begriff noch längst nicht erfunden war. Mindestens in der zweiten Generationen, teilweise aber seit Jahrhunderten werden diese Lokale von ein und derselben Familie geleitet. Wir haben den jeweils jüngsten Spross dieser Lokalklassiker befragt. Nach Kindheitserinnerungen und Familiengeschichten. Aber auch, warum sie sich erneut für die Gastronomie entschieden haben, was ein Familienunternehmen im Gastrobereich stark macht und ob’s noch weitergeht.

Diese Fragen haben wir den Gastronomen gestellt: 

1. Seit wann existiert das Lokal und welche Generation(en) ist/sind aktuell tätig?

2. Früheste Kindheitserinnerung an das eigene Lokal?

3. Mal über einen anderen Beruf nachgedacht?

4. Traditionen übernehmen oder viel frischen Wind reinlassen?

5. Steht schon die nächste Generation in den Startlöchern?

 

Bild Judith Helmrich
Familienbande

Butterhandlung Holstein, Holsteins Weinlager, Holsteins Butterbar

Judith Helmrich

1. Mein Vater, Klaus-Friedrich, hat das Geschäft einst von seinem Vater Eugen übernommen. Seit 2015 bin ich gemeinsam mit meiner Frau Sophie voll mit eingestiegen.

2. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als kleiner Dötz in der Küche saß und dabei wohl eher den Betrieb aufgehalten habe. Später, etwa mit 12 Jahren – damals hatten wir in der Butterhandlung noch kein Nummernsystem & gerade zur Weihnachtszeit wurde es gelegentlich chaotisch – bin ich oft mit einem Tablett Sekt herumgegangen, um die wartenden Kundinnen und Kunden bei Laune zu halten. Meine erste echte Genusserfahrung? Frische Beeren in Rahm – ein unvergesslicher Geschmacksmoment.

3. Zunächst habe ich Design studiert und in der Kostümabteilung der Hamburger Staatsoper gearbeitet, war aber auch immer wieder im Laden eingespannt. Als mein Vater mich eines Tages fragte, ob er sich um eine Nachfolge kümmern solle – oder ob ich einsteigen wolle, fiel mir die Entscheidung überraschend leicht. Interessanterweise war es bei ihm ganz ähnlich: Er hatte ursprünglich den Beruf des Försters gelernt, bis mein Großvater eines Tages anrief und sagte: „Junge, kannst du einspringen?“

4. Die Zusammenarbeit als Team aus zwei Generationen empfinde ich als große Stärke. Natürlich streiten wir auch mal, aber in den grundlegenden Dingen ticken wir gleich. Oft vertrauen wir lieber unserem Bauchgefühl, als alles bis ins letzte Detail zu zerdenken. Mein Vater war immer offen für Neues und hat mit einem sehr zeitgemäßen Blick geführt. Die Fußstapfen, in die ich getreten bin, sind groß – aber ich durfte auch eigene Fehler machen. Der Unterschied? Mein Vater nimmt kleinere Misserfolge gelassener als ich - das versuche ich noch zu lernen. Meine Frau Sophie, gebürtige Schweizerin, bringt neue Perspektiven in unsere westfälische Delikatessenwelt. Ihre Einflüsse bereichern unser Sortiment und unsere Denkweise.

5. Unsere beiden Töchter sind mit ihren fünf und zwei Jahren schon richtige Feinschmeckerinnen. Sie helfen begeistert beim Kochen mit – ob daraus mal die vierte Generation im Geschäft wird? Wer weiß …

Wo? Butterhandlung Holstein: Ludgeristr. 100,in den Münster Arkaden, Holsteins Weinlager: Magdalenenstr. 12, Kiepenkerlviertel www.butterhandlung-holstein.de/weinlager

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Bild Till Meyer
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Fischbrathalle

Till Meyer

1. Wir sind inzwischen in der 4. Generation tätig. Am Samstag arbeiten sogar zwei Generationen gemeinsam im Lokal.

2. Muschel pulen mit Opa Hans Otto – allerdings habe ich die meisten davon damals lieber selbst gegessen als sortiert.

3. Ja, ich habe eine Berufsausbildung als Industriemechaniker abgeschlossen und anschließend drei Semester Soziale Arbeit studiert. Dann habe ich mich aber bewusst für die Selbstständigkeit entschieden und eine Kochausbildung gemacht, um den Familienbetrieb zu übernehmen.

4. In meinen Augen ist es ein gesunder Mix – Bewährtes bleibt, aber neue Ideen finden auch ihren Platz.

5. Ja, wir haben bald vier Kinder und meine Schwester zwei Kinder – da ist also definitiv Potenzial für die fünfte Generation!

Wo? Schlaunstr. 8, am Buddenturm

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Altes Gasthaus Leve

Josef Horstmöller

1. Ich stehe für die 3. Generation – und bin der dritte „Josef“. Mein Großvater Josef Horstmöller hat das Gasthaus 1936 zunächst gepachtet und 1938 gekauft. Mit mir, meiner Schwester und meiner Mutter, die immer noch aushilft, sind aktuell zwei Generationen im Betrieb.

2. Das Alte Gasthaus Leve wurde früher ja von meinen Großeltern geführt. Ich war dort ständig: nach der Schule, zum Mittagessen … Es war immer Teil meines Lebens, solange ich denken kann.

3. Wenn, dann vielleicht Architekt. Aber eigentlich habe ich nie etwas anderes gewollt. Ich habe die Höhere Handelsschule absolviert, eine Ausbildung zum Koch gemacht, dann zum Hotelkaufmann und bin dann auf Wanderschaft im In- und Ausland gewesen. Mit 30 bin ich zurückgekehrt.

4. Tradition, aber nicht angestaubt. Tradition bedeutet ja nicht, Bekanntes ständig „wiederzukäuen“. Wir bleiben neugierig, auch auf Neues: auf neue Produzenten, neue Zutaten, neue Gerichte. Traditionen dürfen auch wiederbelebt werden. Und manches ist einfach zeitlos gut: Einige Gerichte haben wir seit 1936 auf der Karte – und sie kommen unverändert gut an.

5. Mein Neffe Maximilian Horstmöller hat in Hamburg Koch gelernt. Im Moment besucht er in Berlin die Hotelfachschule. Wenn er sich für den Familienbetrieb entscheidet, setzt er damit eine Tradition fort – und gleichzeitig auch nicht. Denn er wird dann irgendwann der erste Inhaber sein, der nicht Josef heißt.

Wo? Alter Steinweg 37, www.gasthaus-leve.de

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Der gute Bäcker Krimphove, Pain & Gâteau

Christopher Krimphove

1. Die Bäckerei Krimphove gibt’s seit 1860 – wir sind mittlerweile in der fünften und sechsten Generation. Mein Vater Georg und ich, Christopher Krimphove, führen den Betrieb gemeinsam weiter.

2. Für mich war die Backstube quasi mein Wohnzimmer. Wir haben direkt über der Bäckerei gewohnt, meine Großeltern nebenan – und der Weg zu ihnen führte immer mitten durch die Backstube. Ich durfte da schon als kleiner Junge mit Teig matschen – mit fünf oder sechs hab ich meine ersten „Versuche“ gemacht.

3. So richtig ernsthaft eigentlich nie. Klar, nach dem Abi hab ich ein freiwilliges soziales Jahr beim SC Preußen Münster gemacht – Sportmanagement wäre eine Option gewesen. Aber mir war ziemlich schnell klar, dass mir die Arbeit in der Bäckerei einfach Spaß macht.

4. Beides. Ich finde, es braucht eine gute Balance. Ich bringe gern neue Ideen ein, aber gerade in so schnelllebigen Zeiten ist auch Tradition ein echtes Pfund. Man muss nicht immer alles ändern – manches darf auch einfach gut bleiben.

5. Ich habe drei Kinder – ob eines davon mal übernimmt, will ich ganz offen lassen. Die haben ja auch noch ein bisschen Zeit und sollen erst einmal Kind sein. Mir ist wichtig, das Unternehmen so aufzustellen, dass sie später sagen können: „Das macht Spaß, das könnte ich mir vorstellen.“ Druck gibt’s keinen.

Wo? Café und Bäckereien an über 20 Standorten in Münster. Siehe www.krimphove.de/standorte

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Hof zur Linde

Christiane Löfken

1. Wir sind aktuell die 3. Generation, die momentan auch alleine tätig ist.

2. Ich erinnere mich an wahnsinnig spannende Plätze zum Spielen – sei es der große Saal oder der Dachboden mit vielen, vielen Löchern, auf dem ich ständig kleine Katzenbabys gefunden und aufgepäppelt habe.

3. Zu der Zeit stand die Option seitens meiner Eltern nicht im Raum, etwas anderes zu machen. Im Nachhinein wäre es wahrscheinlich sonst irgendein Beruf mit Tieren geworden.

4. Am Anfang wurden natürlich viele Traditionen übernommen, mittlerweile haben wir aber unsere ganz eigene Handschrift entwickelt, natürlich immer noch in Anlehnung an Altbewährtes.

5. Ja, unser Sohn macht gerade seine Ausbildung zum Hotelfachmann im Schwarzwald. Ob er den Weg dann zurück nach Münster findet oder ob ihn doch die große weite Welt reizt, wird sich zeigen. Der Grundstein ist auf jeden Fall gelegt.

Wo? Handorfer Werseufer 1, 48157 Münster-Handorf, www.hof-zur-linde.de

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Restaurant & Hotel Feldmann

Raphaela & Christian Feldmann

1. Christian: Unsere Familie führt das Haus seit 1935, also seit 90 Jahren! Damals begannen meine Urgroßeltern mit einer kleinen Wirtschaft in Gronau, bevor sie unser heutiges Hotel-Restaurant in Münster übernahmen. Nach dem Wiederaufbau 1949 startete es als Kneipe neu. Heute leiten meine Schwester Raphaela und ich es in 4. Generation – gemeinsam mit unseren Eltern, die im Haus wohnen. Es ist und bleibt ein echtes Familienherzstück“

2. Christian: Ich bin buchstäblich in der Küche aufgewachsen – mein Laufstall stand direkt neben dem Herd. Ich erinnere mich noch gut daran, wir ich als kleiner Junge fasziniert der Frühstücksköchin beim Arbeiten zusah.“  Raphaela: Es sind viele schöne Bilder, die ich mit meiner Kindheit im Haus verbinde: Opa an der Rezeption, Oma hinter der Theke und mit ihrer Blumendeko, unser Vater, der gefühlt überall gleichzeitig war – und die Sonntage, die genutzt wurden um die neue Speisekarte zu schreiben. Und unsere Mutter, die mit Herz alles rund um das Hotel organisierte. Selbst das frühe Abendessen um 17 Uhr hatte seinen Grund – damit Papa pünktlich zur Abendschicht ins Restaurant konnte.

3. Christian: Eigentlich nicht. Zwischen 1987 und 1990 habe ich meine Kochausbildung im Schloss Hohenfeld in Roxel gemacht. Nach einem halben Jahr in Wiesbaden hat es mich zurück nach Hause gezogen – in den Familienbetrieb. Raphaela: „Doch bei mir schon. Ich habe Geschichte und Politik studiert, unter anderem in Schottland. Trotzdem war ich immer im Betrieb – habe mitgeholfen, wo ich konnte. Und am Ende hat mich die Gastronomie einfach nicht mehr losgelassen.

4. Christian: Beides gehört für uns zusammen. Unser Haus soll ein Ort mit Tradition bleiben – aber ohne ständige Erneuerung geht es nicht. Das betrifft nicht nur die Speisekarte, sondern auch das Ambiente im Restaurant und in den Zimmern. Raphaela: . . . warum oder? Das ist ein klares „und“. Für uns schließt das eine das andere nicht aus – wichtig ist, dass die Balance stimmt.

5. Christian: Meine vier Töchter gehen eigene Wege – und das mit vollem Herzen. Zwei habe gerade ihr Abitur gemacht, die anderen sammeln schon Erfahrungen in verschieden Bereichen, teils auch in der Gastronomie. Aber egal, wohin sie ihre Wege führen: Sie waren immer ein selbstverständlicher Teil des Familienbetriebs, haben mitgeholfen und sich eingebracht – und tun das bis heute. Wer weiß – vielleicht führen die Wege eines Tages doch wieder zurück nach Hause.

Wo? An der Clemenskirche 14, Salzstraßenviertel

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Domschänke Groll

Frank Groll

1. Ich selbst, Frank Groll, bin in der 5. Generation tätig. Sogar die 6. Generation ist bereits in der Branche aktiv.

2. Früher war unser Lokal nicht nur Gaststätte, sondern auch Kunstschmiede und Kolonialwarenladen. Mein Großvater verkaufte Handwaschmaschinen; mein Vater hat immer gebaut und dazu gekauft. Als Junge bin ich gerne mit auf die Baustellen gekommen und durfte helfen. Im familieneigenen Lokal habe ich schon in jungen Jahren in der Spülküche mitgeholfen.

3. Nie, denn ich wollte schon als kleiner Junge Koch werden. Seit frühester Kindheit habe ich gerne gekocht, wenn die Eltern unterwegs waren. Ich habe mich schon immer mit dem Familienbetrieb identifiziert und bin seither mit Herzblut dabei.

4. Wir bieten in der Domschenke heute eine ganz andere Küche an als früher. Wir haben über viele Jahre behutsam unser Angebot erweitert und verfeinert. Es hat etwas gedauert, bis dies angenommen wurde. Heute werden wir von unseren Gästen für unsere feine Küche und die erlesenen Zutaten hochgeschätzt: Exquisites wie australischer Wintertrüffel, handgefangene Jakobsmuscheln, oder Blue-Fin-Thunfisch werden heute gerne geordert.

5. Es besteht zumindest Potenzial, dass eines der Kinder die Domschenke eines Tages übernehmen wird. Unser „Berliner“ Sohn hat lange im Hotel Adlon Berlin gearbeitet und wechselt nun ins Parkhotel nach Baden-Baden. Ein weiterer Sohn hilft bereits einmal die Woche in der Domschenke aus (ist aber Steuerberater). Die Zukunft wird es zeigen!

Wo? Markt 6, Billerbeck, www.domschenke-billerbeck.de

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Bild Daniele Mangano
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Unico Bar & Maggio

Daniele Mangano

1. Wir arbeiten aktuell mit zwei Generationen in unseren Restaurants. Mein Vater und seine drei Söhne. Angefangen hat alles mit meinem Opa, der in den 70ern als Gastarbeiter von Sizilien nach Deutschland kam und sich in Münster mit einem Restaurant selbständig machte. Als mein Vater 16 Jahre alt war, hat er ihn unterstützt. Irgendwann ist mein Opa zurück nach Italien. Mein Vater konnte die Begeisterung für Münster aber nie vergessen und als meine beiden Brüder und ich auf der Welt waren – vor 23 Jahren- nahm er die ganze Familie mit hierher.

2. Der erste Familienbetrieb, den ich erlebt habe, war das Lokal meines Vaters in Messina, unserer Heimatstadt. Das war eine Art Bar plus Trattoria mit kalten und warmen Speisen. Ich habe meine Kindheit dort verbracht – bis ich zehn Jahre alt war- und kann mich genau daran erinnern, wie das Essen dort schmeckte. Damals wusste ich es nicht zu schätzen, weil ich es ja jeden Tag hatte. Aber hätte ich heute einen Wunsch frei, ich wäre gerne nochmal einen Tag dort – ich würde von allem dort nochmal probieren!

3. Nein, Ich bin in der Gastro aufgewachsen und habe jeden Tag gesehen, wie meine Eltern den Laden schmeißen. Und nicht nur die beiden, sondern fast meine ganze Familie in Italien ist in der Gastro tätig. Für mich war klar, dass ich in diese Fußstapfen trette.

4. Mittlerweile braucht es eher frischen Wind. Es gibt natürlich viele klassische Gerichte, die gut gehen, aber es besteht ganz klar auch der Wunsch nach neuen Sachen. Es gibt mittlerweile viele Veganer und Vegetarier – da möchten wir uns natürlich anpassen und nicht nur Fleischgerichte anbieten. Man sollte mit der Zeit gehen, das ist schon wichtig.

5. Noch nicht, unsere Kinder sind alle noch zu klein, um an einen Beruf zu denken. Ich muss aber sagen, klar, ist ein eigenes Restaurant super schön und wir machen es wirklich aus Leidenschaft, aber es ist gleichzeitig auch mega anstrengend. Wenn sich meine Kids also einen anderen Beruf aussuchen, haben sie mein volles Verständnis und meine Unterstützung.

Wo? Wolbecker Str. 149, Josefsviertel, www.ristorante-maggio.de

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Pier House

Nikolas Medvedev

1. Das Pier House existiert bereit seit 1999 und war eines der ersten Lokale am Hafen. Mein Vater hat es gut 20 Jahre geleitet und ich war irgendwann seine rechte Hand. Vor drei Jahren haben wir die Rollen getauscht und jetzt hilft er mir, wo er kann. Er bringt langjährige Erfahrung mit und ich bringe neue Ideen ein.

2. Bis 2005 war der Kai nicht gepflastert und wir haben eine Cocktailbar direkt am Ufer betrieben. Ich weiß noch, wie ich dort immer den Rasen gemäht habe. Als Schüler und Student habe ich dann regelmäßig gekellnert.

3. Als die Entscheidung für ein Studium anstand, habe ich zunächst mit Architektur geliebäugelt. Als es dann doch BWL wurde, war eigentlich schon klar, dass ich diesen Weg gehen wollte.

4. Das ist keine Frage der Generation. Man muss sein Angebot als Gastronom stets hinterfragen und kontinuierlich verbessern. Das hat mein Vater nicht anders praktiziert. Wichtig ist, stets auf frische Produkte zu setzen.

5. Ich bin jetzt Mitte 30. Das hat noch etwas Zeit.

Wo? Hafenweg 22, Hafen, www.pierhouse.de  

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Hot Jazz Club (sowie Rote Lola, Stadtfest Münster mittendrin, etc.)

Christian Huys

1. Der HOT JAZZ CLUB existiert seit 2000 und war eines der ersten Lokale am Hafen. Im Herbst feiern wir jetzt also „25 Jahre HJC“. Mein Stiefvater, Hucky Herzig, war damals Mitbegründer. Seit 2005 bin ich verantwortlich tätig. Hucky hilft aber noch, wo er kann. [Anm. der Red.: bis Mitte der 90er Jahre war Hucky Geschäftsführer des Münster Magazins „Stadtblatt“ und als solcher 1994 auch Mitgründer von MÜNSTER GEHT AUS]

2. Ich bin im Gründungsjahr neben dem Studium zum Bauingenieur als Gläserspüler an der Theke angefangen. Erste Schicht: puhhh, wat ein Getöse, wie viele Gläser können auf einmal zum Tresen zurückkommen, wie schnell muss man da spülen können, das Spülbecken spritzt.... hab’s dann schnell gelernt, ging nicht anders... Gläser über Gläser... :-)

3. Nö.. außer nebenher das Interesse/Hobby (Altersvorsorge), alte, historische Häuser zu sanieren.

4. … sowohl als auch, Das „Alte“ als Basis für Erweiterung und Neues.

5. … schon, ja, Ferdinand (4 J.) und Matilda (2 J.), beide recht bühnenaffin, im Gegensatz zu mir ;-) Aber sie sind halt beide noch sehr jung... da müsste ich dann ein bisschen weit ins Alter arbeiten, weiß nicht, ob ich das will… und weiß auch nicht, ob die beiden Kids das wollen, wenn sie heranwachsen. Würde da nie Druck aufbauen.

Wo? Hafenweg 26 b, Kreativkai, hotjazzclub.de

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Kleiner Kiepenkerl

Moritz Ludorf

1. Das Lokal wurde von Bernhard und Erna Deckenbrock am 17. November 1955 gegründet. Heute leite ich das Familienunternehmen als Enkel in vierter Generation.

2. Wir haben früher über dem Restaurant gewohnt und ich habe schon als kleiner Junge unter dem Servierwagen gesessen. Ich kannte die Tischnummern früher als die Kellner. Auch meine Mutter, Sabine Deckenbrock, hat schon über dem Lokal gewohnt und wiederum als Kind mit der Großmutter die Servietten gefaltet: „Zipfelchen auf Zipfelchen“

3. Wolfgang Deckenbrock: Ich war 4 Wochen in Duisburg, um Filmkaufmann zu werden. Ich kam allerdings schnell zurück und entschied mich für die Ausbildung zum Hotelkaufmann. Sabine Deckenbrock: Ich habe immer gerne im Restaurant gejobbt, aber mir gleichzeitig den Traum der Selbstständigkeit als Modedesignerin und Schneidermeisterin erfüllt. Bis heute bin ich im Lokal aber für Deko und Interior zuständig. Moritz Ludorf: Ich hatte Vorstellungsgespräche als Groß- und Außenhandelskaufmann, habe mich dann aber als Restaurantleiter für unser Familienunternehmen entschieden.

4. Eine ganz bewusste Mischung: Gastronomisch bleiben wir der traditionellen Küche treu und passen auch unser Ambiente daran an. In puncto Technik sind wir aber stets auf dem neuesten Stand: Wir sind zu 100 % digital und inzwischen Papierlos.

5. Noch sind die Kinder klein. Ob eines von ihnen in die Gastronomie gehen wird, entscheidet sich wohl erst in 20 Jahren.

Wo? Spiekerhof 47, am Kiepenkerl-Denkmal, kleiner-kiepenkerl.de

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Bild Rembert Winnecken
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Schloss Wilkinghege

Rembert Winnecken

1. Wir, meine Frau Getha und ich, führen das Haus jetzt in dritter Generation und sind momentan (noch) die einzige Generation, die in den Betrieb involviert ist.

2. Früheste Kindheitserinnerung an das eigene Lokal? Mit ca. 4 bis 5 Jahren lief ich mit meinem zahmen Lamm „Peter“ (Handaufzucht) durch das Hotel und alle Gäste waren hin und weg.

3. Ursprünglich interessierte ich mich für Tiermedizin. Dann begann ich eine Lehre als Hotelkaufmann im Hotel Schloss Hugenpoet Essen. Nach einem BWL-Studium in Köln ging es weiter in der Hotellerie u.a. im Brenners Parkhotel Baden-Baden, und dann als Direktor im Schlosshotel Kronberg und Parkhotel Bad Soden.

4. Wir haben das stilvolle Interieur und klassischen Service erhalten, aber verbinden es mit unserem jungen Team mit zeitgemäßer Lockerheit.

5. Ja einer unserer Neffen wird sich in absehbarer Zeit ins Unternehmen einbringen.

Wo? Steinfurter Str. 374, Kinderhaus, www.schloss-wilkinghege-de

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Brauerei Pinkus Müller

Johann Müller

1. Die Brauerei existiert seit 1816, die Altbierküche, unser Restaurant, seit ca. 1850. Aktuell sind wir in der 6. und 7. Generation tätig. Meine Mutter Barbara kümmert sich um die Gastronomie, meine Vater Friedel und ich sind überwiegend in der Brauerei aktiv. Entscheidungen über Neuerungen treffen wir aber am liebsten gemeinsam.

2. Das Lokal habe ich immer als etwas ganz Selbstverständliches wahrgenommen, ich kannte es ja nicht anders. Fast unsere ganze Familie wohnte rings um Lokal und Brauerei. Das ist größtenteils heute noch so. Meine ersten Erinnerungen? Familienfeste, wie meine Kommunion, die wir in der Altbierküche gefeiert haben. Als Kind durfte ich in der Brauerei mal den Schaum vom Bier probieren. Lecker war das nicht.

3. Mir war schon früh klar, dass ich ein Handwerk lernen wollte. Das Brauerhandwerk musste es gar nicht zwangsläufig sein. Nach der Schule habe ich trotzdem zunächst eine Ausbildung als Brauer und Mälzer bei uns gemacht und gemerkt, dass man in diesem Bereich sehr kreativ arbeiten kann. Zum Johann Müller mit Vater Friedhelm Langfeld (v.r.n.l.) Ende der Berufsschule in Dortmund gab es eine Infoveranstaltung zum Thema Meisterschulung. Eigentlich habe ich dort eher uninspiriert teilgenommen, war dann aber spontan begeistert. Und während der Meisterschule in München hat es dann so richtig klick gemacht. Meine Opa Hans und Uropa Pinkus haben dort bereits ihren Braumeister gemacht.

4. Ich möchte erst einmal reinwachsen, vielleicht hier und da kleine Dinge optimieren. Aktuell arbeiten wir an neuen Etiketten, für die meine Schwester Jule die Handschrift beigesteuert hat. Wir machen gerne Vieles selbst bei Pinkus, soweit es möglich ist. Alkoholfreie Biere sind ein Trend, den wir schon ganz gut bedienen. Aber den Bereich müssen wir auf jeden Fall im Blick behalten.

5. Bis jetzt noch nicht. Mit 26 habe ich da auch noch etwas Zeit. Aber ein Familienbetrieb wollen wir schon bleiben. Und ich habe ja auch noch drei Geschwister.

Wo? Kreuzstr. 4-10, Kuhviertel

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Bild Franz-Ludwig Feldhaus
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Stuhlmacher

Franz-Ludwig Feldhaus

1. Stuhlmacher gibt es bereits seit 1890. Mit mir leitet unsere Familie das Restaurant mittlerweile in der vierten Generation. Mein Vater, Franz-Julius Feldhaus (die dritte Generation), ist 75, aber auch noch regelmäßig im Lokal anzutreffen.

2. Das ehemalige Forellenbecken mit den lebenden Fischen war für mich als Kind immer der große Hingucker im Lokal. Ich erinnere mich auch noch gut an die Familien-Essen im Restaurant mit Oma & Opa.

3. Ja, sehr oft. Schreiner oder Elektriker hätte ich mir ebenfalls gut vorstellen können.

4. In so einem Traditionshaus müssen Traditionen bewahrt bleiben, wo es geht. Da wo es nicht geht, muss mit viel Liebe zum Detail und zur Tradition neu gedacht und umgesetzt werden.

5. Ja, ich habe zwei Söhne (5 und 7 Jahre alt). Ob die das allerdings mal weitermachen möchten und es sich in der Zukunft noch lohnt, bleibt abzuwarten.

 

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Henriks Restaurant

Henrik Scheller

1. Wir sind eines der wirklich seltenen Häuser, die in 5. Generation im Familienbesitz Gastronomie betreiben. Zentral in Hiltrup gelegen, empfängt unsere Familie seit nunmehr 177 Jahren Gäste in unserem Restaurant, das 1848 von Christoph Theodor Scheller als Krämerladen mit angeschlossenem Gasthaus (übrigens das erste Gasthaus in Hiltrup) eröffnet wurde.

3. Ich habe zunächst eine Ausbildung als Hotelfachmann hier in Münster gemacht und später als Barleiter und Sommelier in einem Weinhandel gearbeitet. Bevor ich das Familienunternehmen übernommen habe, war ich in der Schweiz als Sommelier und Chef de rang tätig.

4. Behutsam modernisiert, überzeugt unser Restaurant nach wie vor mit seinem urig-traditionellen Charme. Doch auch moderne Elemente haben Einzug gefunden – ins Lokal als solches und vor allem auch auf der Speisekarte, denn wir bieten unseren Gästen Klassiker an, die wir stets modern interpretieren.

5. Noch nicht.

Wo? Westfalenstr. 148, Münster-Hiltrup

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Bild Axel Bröker
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Bröker Gastro & Events

Axel Bröker

1. Ich bin die vierte Generation. Gründer war mein Urgroßvater Adolf Büntrup, der das Unternehmen als Bierverlag Büntrup 1931 in Hiltrup gegründet hat. 1947 heiratete mein Großvater Heinz Bröker Adolfs einzige Tochter Else und der Bierverlag Bröker war geboren. 1970 ist dann mein Vater Klaus Peter eingestiegen, der leider 1993 verstorben ist. Von da an hat meine Mutter Ulrike übernommen. Ich bin seit 2000 dabei. Seit 2016 alleinverantwortlich.

2. Die erste Story, schwierig, ich kannte ja nicht anderes. Ich erinnere mich, wie ich als kleines Kind mit meinem Vater ausgeliefert habe und dabei auf seinem Schoß saß. Später, ich muss so 8 gewesen sein, habe ich mal im Leergutlager die Reste aus den Germania Edelpils Flaschen geschlürft. Deshalb bin ich heute vielleicht so wie ich bin. Ein bisschen verrückt, aber herzlich.

3. Ganz klar: NEIN!

4. Tradition ist schon wichtig, aber man muss auch nach vorne sehen. Als ich Anfang der 2000er eingestiegen bin, hatten wir als Getränke Bröker noch gar keine Gastro. Wir haben die Gastro nur beliefert. Das machen wir immer noch, aber seither betreiben wir auch jede Menge Gastro und organisieren Events, teils im Team, teils allein. Angefangen mit dem Underground am Bahnhof Hiltrup (2001 bis 2006), dem Catering bei Preußen Münster (seit 2002), dem Oktoberfest Münster (im Team seit 2007), der Gambrinus Sportsbar (im Team 2007-2010), Le club (im Team 2008-2013), früh bis spät (seit 2011), Münster Mittendrin (im Team seit 2015), Brödekers (im Team 2015-2018), Wirtshaus Spatzl (im Team seit 2019), früh bis spät am Campus (2021-23), Gassi (im Team seit 2021), Brot & Salz (im Team seit 2023), Münster Olé (im Team seit 2023), Il Divino (seit 2025). Im Herbst beschreite ich nochmal Neuland mit dem Gastro Podcast „Auf’s Haus“ mit Ana Voogd.

5. Nein, leider nicht.

Wo? Westfalenstr. 135, Hiltrup

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Restaurant Giverny

Nadja Zaragoza-Winkler

1. Das Giverny gibt es seit 1991. Mit viel Herzblut und einem klaren Anspruch an Qualität und Gastlichkeit wurde das Restaurant von meinen Eltern gegründet. Seit 2017 bin ich, die Tochter des Hauses, gemeinsam mit meinem Mann Jörg als 2. Generation am Werk. Wir haben das große Glück, auf einem soliden Fundament aufzubauen und zugleich eigene Akzente zu setzen.

2. Zur Anfangszeit gab es im Giverny - damals noch in der Königspassage - am Nachmittag Kaffee und Kuchen. Meine Großmutter Renate stand dafür schon früh morgens in der Küche und backte mit viel Leidenschaft eine große Auswahl an Kuchen und Torten. Mein Favorit war die Stachelbeer-Baiser-Torte. Noch heute, wenn ich sie nach Renates Originalrezept zubereite, sehe ich mich als Kind neben ihr in der Küche stehen - neugierig, mit großen Augen und Mehl an den Händen.

3. Ich habe natürlich darüber nachgedacht, aber bereits als Kind habe ich in meiner Familie und im Giverny gelernt, was echte Gastfreundschaft bedeutet. Der Umgang mit Menschen, die Atmosphäre im Lokal, das Zusammenspiel von Küche und Service, all das hat mich früh geprägt. Darum war für mich relativ schnell klar, dass mein Weg in diese Richtung führen würde.

4. Beides! Die Seele des Hauses soll erhalten bleiben - unsere Handschrift, unsere Werte. Gleichzeitig bringen wir moderne Einflüsse ein, spielen mit Aromen, setzen auf Nachhaltigkeit und neue Präsentationen. So bleibt das Giverny lebendig, für Stammgäste und Neugierige gleichermaßen.

5. Noch nicht mit Schürze und Kochlöffel in der Hand, aber wer weiß? Vielleicht wächst gerade die dritte Generation heran. Die Liebe zur Gastronomie scheint zumindest vererbbar zu sein.

Wo? Spiekerhof 25, Kiepenkerlviertel, www.restaurant-giverny.de

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Bild Trixi Bannert
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Trixi Bannert

Trixi Bannert

1. Ich bin die erste Generation im Weinhandel und nur über Umstände überhaupt zur Weinliebhaberin geworden – dazu später mehr. Mein Sohn Alexander unterstützt mich schon einige Jahre. Jetzt fügt es sich, dass in meinem 40. Wein-Jahr 2026 meine Nachfolge durch meinen Sohn und meinen Kollegen Dominik Scherer gesichert ist. Die beiden werden eine GmbH zusammenführen und ich bin begleitend als Geschäftsführerin an ihrer Seite, kann aber meiner zweiten Leidenschaft vermehrt nachgehen, einige Weinreisen stehen in 2026 auf dem Programm.

2. Meine Kinder Alexander und Catharina wurden schon in jüngsten Jahren mit dem Thema Wein vertraut, da ich anfangs Weinproben in meinem Privathaus durchgeführt habe. Sie saßen dann manchmal auf der Treppe und hörten mir bei meinen Seminaren zu.

3. Eigentlich wollte ich Kunsthistorikerin, Bundeskanzlerin oder Journalistin werden, ich habe entsprechend studiert. Die Leidenschaft zum Wein hat meinen Berufsweg aber verändert. Durch mein Studium landete ich exakt am 9.9.1986 an der Champagnerbar des gerade eröffneten Karstadts in Münster. Die Schlemmerabteilung wurde zu meinem zweiten Zuhause, ich saugte alles Wissen rund um den Wein in der Weinabteilung auf und wurde zu meinem Glück auch oft auf Weinreisen durch Lieferanten eingeladen. Nach Wegen über Geschäftsführung Jacques‘ Weindepot, Waldhotel Krautkrämer und Weinkontor Freund machte ich mich 2003 selbstständig und kurz darauf auch meinen IHK Sommelière.

4. Wir haben so viele Ideen für die Zukunft, ich freue mich darauf sie gemeinsam mit meinen Kollegen und meinem Sohn zu gestalten.

Wo? Buldernweg 41 a, Münster Süd, www.trixibannert.de

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